Das
Grünland ist die Mutter des Ackers, sagt man. Der Fall wird klar, wenn man einmal genauer hinschaut. Auf dem Grünland wachsen Gräser und Kräuter, je intensiver gedüngt, desto mehr Gräser; je extensiver, desto mehr Kräuter. Die Kräuter sind nicht nur schmackhaft für Wiederkäuer, sondern überlebenswichtig für Insekten. Je angepasster der Viehbestand an die Fläche, desto eher besteht die Chance darauf, dass solche Kräuter auch zur Blüte kommen. Die EU-ÖKO-Verordnung schreibt vor, dass man zwei Großvieheinheiten je Hektar (GV/ha) nicht überschreiten darf – platt gesagt: zwei Kühe je Fußballfeld. Das ergibt Sinn, denn mehr Nährstoffe kann der Boden nicht sinnvoll aufnehmen, zu Humus umbauen und den Pflanzen zur Verfügung stellen. Die Folge ist dann oft, dass die stickstoffhaltigen Verbindungen wie Nitrat sich an Regenwasser heften und zunächst aus dem Oberboden ausgewaschen, dann im Grundwasser wieder eingewaschen werden. Wir halten 1,6 GV/ha.
Nun, folgen wir weiter unserer Spur: das landschaftsprägende, oft sinnmachende und naturschutzfachlich so wichtige Grünland kann nur durch Wiederkäuer zu Lebensmitteln veredelt werden. Nur Kühe, Schafe, Ziegen und einige Exoten können Gräser und Kräuter durch mehrmaliges Heraufwürgen und Wiederverdauen und -kauen, für Milch oder Fleisch nützlich machen. Ohne sie wäre das Mähen einer Wiese reine Landschaftspflege und eine saftige Kostenstelle, um der natürlichen Verbuschung entgegenzuwirken. Grünland speichert CO2, Kühe pflegen das Grünland. Wenn das Zusammenspiel also harmonisch funktioniert, ist die Kuh kein Klimakiller! Füttert man nun aber Getreide oder Eiweißkörnerpflanzen vom Acker, so dreht sich die Bilanz zum Nachsehen der Kuh. Die Ausscheidungen der Kuh als Mist ist nun der Motor für den Ackerbau. Hier werden Nährstoffe, die vom Ökokraftwerk Wiese entzogen werden, Ackerpflanzen zur Verfügung gestellt. Die Wiesenpflanzen beschaffen sich sprichwörtlich aus Luft und Liebe – eher Luft, Wasser und Licht – über die Photosynthese und über Symbiosen von Knöllchenbakterien mit Leguminoden, also Schmetterlingsblütlern, Nährstoffe. Diese werden der Kuh gefüttert und deren Ausscheidungen unterstützen den Weizen in seiner Reifung und Kornfüllung.